Rudolf Herfurtner, (Kinofilm: Tom und Hacke)
Begründung
Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Tom Sawyer und seinem Freund Huckleberry Finn. Im Original geschrieben von Mark Twain. Im ausgehenden 19. Jahrhundert beschrieb er die Abenteuer der beiden Lausbuben im Süden der Vereinigten Staaten. Der hier beim Goldenen Spatz uraufgeführte Film Tom und Hacke erfindet dieses Stück Weltliteratur neu. Die Geschichte spielt in Deutschland kurz nach Ende des Krieges. Aber nicht irgendwo, sondern wieder im Süden – in einer bayrischen Kleinstadt. Hier in der schwierigen Nachkriegszeit erleben Tom und Hacke ihre Abenteuer zwischen Schule, Schwarzmarkt und der Sorge um das tägliche Brot. Thomas Sojer – von allen Tom genannt – wohnt bei seiner Tante und seinem Cousin. Zusammen mit seinem besten Freund Hacke, der in einem leeren Eisenbahnwagon lebt, machen sie die Kleinstadt und die Umgebung unsicher. Dem Film gelingt ein atmosphärisch stimmiges und in jedem Detail glaubwürdiges Bild der damaligen Zeit und wir fühlen uns geradezu hineinversetzt. Der Film weckt Sehnsüchte. Sehnsüchte nach den Abenteuern und nach den Freiheiten der Kindheit. Man möchte fast selbst die Schuhe ausziehen und zusammen mit den beiden Jungen barfuß die Wälder durchstreifen. TOM UND HACKE zeigt eindrucksvoll und warmherzig, wie Kinder trotz schwieriger Umstände ihren Weg gehen und gestärkt aus ihren Abenteuern hervorgehen. Die Figuren sind vielschichtig und – bis auf die Bösewichte – sympathisch gezeichnet. Es war mutig, diesen Film durchgehend in bayrischem Dialekt zu produzieren und es ist für einen Nichtbayern tatsächlich an einigen Stellen mühevoll, den Dialogen zu folgen. Der Mut wurde jedoch belohnt, weil die Geschichte dadurch eindeutig an einem Ort angesiedelt wird und an Atmosphäre und Glaubwürdigkeit gewinnt. Die Jury des MDR Rundfunkrates und die Fachjury zeichnen diesen besonderen Film mit dem Preis für das beste Drehbuch aus.