Mieke de Jong
Begründung
(...) "Lepel" greift ein weitverbreitetes Problem von Kindern und Jugendlichen auf, deren Familien zerrüttet bzw. zerfallen sind. Gerade die davon betroffenen Kinder sehnen sich stark nach Geborgenheit, die in hochdynamischen Zeiten auf den herkömmlichen Wegen kaum noch zu haben sind. Der Autorin gelingt es, in einer originellen Ästhetik dieses Thema zugleich realistisch und phantastisch zu gestalten, ohne sich dabei eskapistischer Motive oder der allzu üblich gewordenen Muster kindlicher Großmachtphantasien im Stile Harry Potters zu bedienen. Lepel lebt in einer surrealen Welt, die anschlussfähig ist für die soziale Realität und überdies das spielerische Erproben alternativer Handlungskonzepte gestattet wie in einem Laboratorium der Möglichkeitsräume. Indem der Film konsequent Rollenmuster zwischen Frauen und Männern variiert (Max ist mütterlich fürsorglich, die Wunschmutter Broer vor allem am "Männersport" Autorennen interessiert) werden die üblichen Rollenklischees für Jugendliche und Erwachsene durchschaubar. Damit demonstriert die Autorin auch das aufklärerische Potenzial seines ästhetischen Konzepts. Der Film "Lepel" belegt eindringlich, dass der phantastische Realismus eine sinnvolle und zudem höchst unterhaltsame Ergänzung sozialrealistischer Zugänge zu Problembereichen von Kindern und Jugendlichen darstellt, deren Möglichkeiten bei weitem noch nicht ausgeschöpft sind.